Erinnern Sie sich noch an die alles durchweichenden
Regengüsse? Und an die unheimliche Stille danach? Aber auch
an das Rotorengeräusch der Hubschrauber und der Feuerwehrsirenen?
An die Tage der Sandsäcke, der totalen Erschöpfung, des
Bangens beim Hören von Pegelstandsmeldungen? In Altserkowitz
und Am Kreis tranken Männer Bier und hissten die Sachsenflagge,
weil sie sonst nichts mehr gegen die Flut tun konnten.
In Fürstenhain kämpften Gartenbesitzer
und Einwohner um ihre gesamte Habe. Arbeiter bei Planeta und in
der Verzinkerei sorgten sich um ihre Maschinen und Arbeitsplätze.
Altkötzschenbroda soff ab und ist wieder auferstanden.
Es war Ausnahmesituation in Radebeul. Ein Zustand,
den nicht einmal unsere ältesten Einwohner je so erlebt hatten.
Das Jahrhunderthochwasser von 1845 wurde von den Fluten noch überspült.
Eine Stadt an der Elbe, in der sich einander
unbekannte Bürger halfen einfach weil sie sahen, der
Nachbar braucht mich jetzt. Viele Jugendliche griffen zur Schaufel
und bauten Dämme. Feuerwehrmänner aus den Nachbargemeinden,
aus Polen und Eberswalde mühten sich gegen das unendliche Wasser.
Junge Bundeswehrsoldaten aus Dresden und erfahrene Polizisten aus
Radebeul sorgten für Sicherheit. Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen
kochten Essen für Evakuierte
Und mittendrin, mit Fotoapparat und Schreibblock,
waren die Chronisten der Sächsischen Zeitung. André
Wirsig hat in diesen verrückten Tagen über 3.000 Fotos
geschossen. Auch Radebeuler Bürger stellten private Aufnahmen
zur Verfügung. Die eindrucksvollsten davon finden Sie, liebe
Radebeuler, in der Broschüre Hochwasser in Radebeul,
welche die Stadt Radebeul herausgibt. Der Erlös, abzüglich
der Unkosten, geht auf das Spendenkonto Wir helfen Radebeul.
Ihr Peter
Redlich
Sächsische
Zeitung
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