Das bislang schlimmste Hochwasser suchte Radebeul im März des Jahres 1845 heim und erreichte einen Pegel von 8,77 m.

Im Radebeuler Stadtarchiv existiert das Tagebuch des Winzers Johann Gottlob Mehlig, der darin seine Eindrücke von diesem „merkwürdigsten Wasser” für die Nachwelt festhielt.

 

Aus dem Tagebuch von Johann Gottlob Mehlig

Den 31.März, den ganzen Tag trübe und hägericht. Vormittags kamen etliche Regen und Schneeschauerden, am Abend kamen etliche starke Regenschauerden, früh hatte es stark gefroren. Die Elbe war die ganze Nacht fort gewachsen, und wuchs auch den ganzen Vormittag, bis Nachmittags 2 Uhr, dann fing sie allmehlig an zu fallen. Über Dresden nach Pirna zu sahe man von uns aus sehr viel Wasser, was jenseits der Elbe ausgetreten war. In Dresden war das Wasser so groß, daß Antonstadt im Wasser stand, in Neustadt hatte das Wasser bis an der Apotheke gestanden, die große Meißnergasse konnte niemand passieren, schon den vorigen Tag nicht.

Es hatte auch bis am goldenen Pferde (= Goldener Reiter)gestanden. Auf der Brücke hatte sich Vormittags die Rundung vom mittelsten Pfeiler von der niederseite abgetrennt und war mit den Cruceficks und 2 steinernen Schilderhäußchen in die Elbe gestürzt. Die Brücke wurde augenblicklich gespert, und nach Besichtigung konnten einzelne Leute wieder drüber gehen. Der Wasserstand war in der 11ten Elle über der 0 gewesen, auf vielen Gassen in der Stadt ist Wasser gewesen, auch auf den Neumarkt vor den Hotell de Sax hat Wasser gestanden, ganz Friedrichstadt hat etliche Ellen im Wasser gestanden.

Des Morgens sehr frühe war das Wasser zwischen Pieschen und Trachau durch eine Eisenbahn Brücke gegangen und unter Trachau durch die große Eisenbahnbrücke. Es hatte die ganze Straße zerrissen. Das Wasser vereinigte sich auf dieser Seite der Eisenbahn wieder zusammen, und bildete zwei große Seen bis an den Wildenmann (= Wilder Mann). Unter den Wildenmann war es über die Straße gegangen, und stand auf der Straße und Mittag, da es am größten, war 1 Elle und etliche Zoll hoch.
Von da aus stand es nach den Wildenmann und nach den Hecht. In Trachau waren noch 4 Wonungen die kein Wasser hatten. Zwischen der Eisenbahn und der Meißner Straße, vom Wald bis an Pieschen waren wenig Flecke frei, da kein Wasser stand, und von der Meißner Straße bis Mickten, Radebeil, war nichts als Wasser.

Von Übigau bis Katitz waren noch die höchsten Punkte frei, Mickten und Übigau stand im Wasser, und noch einen Bauer, in Katitz hatten bloß die Elbseite Wasser, in Radebeil stand es bei den ersten Bauer bis in den 2ten Stock. In Serkewitz stand es bis an die Senke, in der Trachauer Schenke stand es noch über die Solbänke der Fenster, auf jener Elbseite stand es von Priesnitz aus am Bergen hin bis Koßebaude.
Auf der Straße hinter Golis stand das Wasser sehr tief. Die 3 Bauerwonungen welche im Felde liegen, standen im Wasser, Ketzschenbroda stand ziemlich im Wasser, bei der Pappelschenke stand das Wasser 10 Zoll hoch auf der Meißner Straße, der Damm den die Naundorfer Comun vorgebaut hatte, war des Nachts 2 Uhr gesprungen, und ganz Naundorf und Zitzschewig, und die übrigen Dörfer standen im Wasser. Das Geschrei um Hülfte war entsetzlich groß gewesen in Naundorf, bei finsterer Nacht mußten sie nun mit ihren Vieh durchs Wasser marschieren, welches an mannigen Orten schon tief war.
Das Wasser hat in Naundorf wars am tiefsten, war 7 Ellen hoch gestanden. Das Wasser stand nun über die Eisenbahn weg, über die Straße weg bis an Wackerbartsruhe, und bis an die Weinberge von Wackerbartsruhe herauf, kein Wagen und keine Post, konnte schon den vorigen Tag auf der Meißner Straße fahren.

Wer nach Dresden gehen wollte, mußte von der großen Eisenbahnbrücke bei Trachau, auf der Eisenbahn nach Dresden gehen. Kein Dampfwagen konnte nicht fahren, erstlich vom vielen Wasser bei Naundorf, zweitens hatte das Wasser die Eisenbahn zerrissen weiter unten. Durch Ketzschenbroda stand das Wasser durch bis an die Resteration. In den ganzen umliegenden Dörfern waren sehr viele Keller eingestürzt. Diese Wasser ist eines der Merkwürdigsten, was es je gegeben hat, und wird es auch für die Nachwelt bleiben.

     
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